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Beitrag vom 12.07.2013
Daily Bread - Iterum
Natalie Siehr
Ach ja, die guten, alten 1980er Jahre. Früher war bekanntlich alles besser, aber war das Revival nicht schon wieder vorüber? Nicht unbedingt, wenn es nach dem Quartett aus den Niederlanden geht.
Vom "Sexy Garage Dance", wie Daily Bread den Sound ihres ersten Albums "Well, You´re Not Invited" 2009 nannten, ist nicht viel übrig geblieben. Damals waren sie noch ein Trio, dass sich in ihrer Heimat bereits einen Namen erspielt hat. Die Entscheidung, sich zum Quartett zu erweitern, hatte pragmatische Gründe. Kimberly van der Velden, die Sängerin, die bis dato auch Keyboard spielte, musste sich an einem Finger operieren lassen. So wurde aus der Übergangslösung, Atser Damsma als Ersatz in die Band zu holen, eine folgenreiche Entscheidung. Er versorgte die Band genau zur richtigen Zeit mit neuer Energie. Denn der Band war klar, dass sie sich musikalisch in eine andere Richtung entwickeln wollte.
Chris Mulder, der Bassist, hörte zu dieser Zeit sehr viel New Wave und Chill Wave und wollte an diesen Sound auf dem neuen Album anknüpfen. Soweit, so unspektakulär, denn Bands, die den Synthie-Sound der 80er Jahre wiederbelebt haben, gibt es viele und der Erfolg diesbezüglich fällt höchst unterschiedlich aus. Da stellt sich die Frage, ob es ein weiteres Album in dieser Richtung wirklich braucht, nicht ganz zu unrecht.
Aber "Iterium", das zweite Album der Formation verwischt diese Zweifel mit einem lässigen Handstreich. Die musikalische Rückwärtsrolle macht bereits mit dem Opener "Allure" unglaublich viel Spaß. Da sind die schönen New Wave-Gitarrenläufe, die damals schon so gut funktionierten, die um die Ecke tanzen mit einer einschmeichelnden, fast heiteren hookline. Das erinnert an die frühen Siouxsie and the Banshees oder auch an The Cure und hat eindeutig Hitpotential.
Aber ganz so leicht machen es sich Daily Bread nun auch wieder nicht. Denn sie motzen ihren Sound auf. Ab dem dritten Song kommt ein Beat dazu, der schwer an den Anfang der 90er Jahre erinnert, als Dancemusic und Techno richtig groß wurden und die Tanzflächen füllten. Diese Mischung ist reizvoll und ungewöhnlich und macht aus dem Album mehr als nur eine Reminiszenz.
Da das alles irgendwie in der dunklen Ecke der 80er Jahre wurzelt, fehlt natürlich auch nicht ein gut geschütteltes Maß an Epik, wie das Stück "She Spider" zeigt, welches auch gut als Soundtrack für Mobilfunkwerbung funktionieren könnte. "Silicia" dagegen dürfte auch bei überzeugten Tanzmuffeln ein leichtes Zucken in den Beinen verursachen. Da läuft der Synthie heiß und der Beat wird deutlich technolastig. Spätestens hier sollte die Lautstärke des heimischen Players nach oben gedreht werden! Und so bewegt sich das Album leichtfüßig und dunkel-heiter durch die Genres. Die bestechende und klare Stimme von Kimberly van der Velden sorgt dafür, dass die Stücke bei aller Synthie-Spielerei Dichte und Atmosphäre behalten und nicht in Belanglosigkeit abgleiten.
AVIVA-Tipp: Mit diesem Werk könnte der Bandname Programm werden, denn das Album eignet sich hervorragend für die tägliche Dauerrotation. Nicht nur Liebhaberinnen des 80er-Jahre-Sounds werden hieran ihre Freude haben, reinhören ist dringend empfohlen!
Daily Bread
Iterum
Label: Excelsior Rec / Cargo
VÖ: 03.05.2013
Daily Bread im Netz:
www.dailybreadtheband.com/blog
myspace.com/dailybreadtheband